Predigt des Papstes zum Abschluss des WJT von Lissabon

 

»Herr, es ist gut, dass wir hier sind.« (Mt 17,4) Die Worte des Apostels Petrus auf dem Berg der Verklärung sind jene, die wir uns nach diesen intensiven Tagen zu eigen machen wollen: »Herr, es ist gut, dass wir hier sind.« (Mt 17,4) Es ist gut, was wir mit Jesus erfahren haben, was wir gemeinsam erlebt haben und wie wir gebetet haben, mit so viel Freude im Herzen. Und so können wir uns fragen: Was nehmen wir mit, wenn wir in das Tal des Alltags zurückkehren?

Auf der Grundlage des Evangeliums, das wir gehört haben, möchte ich diese Frage mit drei Verben beantworten. Was nehmen wir mit? Leuchten, zuhören, sich nicht fürchten... Mit diesen drei Verben antworte ich...

 

„Auch wir brauchen manchen Lichtblitz, um die Herausforderungen des Lebens zu ertragen“

Erstens: Leuchten. Jesus wird verklärt, wie das Evangelium sagt: »Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne« (Mt 17,2). Er hatte vor Kurzem sein Leiden und seinen Tod am Kreuz angekündigt und damit das Bild eines mächtigen und weltlichen Messias zerstört und die Erwartungen der Jünger enttäuscht. Gerade um ihnen jetzt zu helfen, Gottes Plan der Liebe anzunehmen für einen jeden von uns anzunehmen, nimmt Jesus drei von ihnen mit sich, Petrus, Jakobus und Johannes, führt sie auf den Berg und wird verklärt. Dieses „Lichtbad“ bereitet sie auf die Nacht des Leidens vor.

Liebe Freunde und junge Leute, auch wir Heutigen brauchen manchen Lichtblitz der Hoffnung, um so viele Dunkelheiten zu ertragen, die unser Leben mit sich bringt, so viel tägliches Scheitern... Er (Jesus) ist das Licht, das niemals untergeht und auch in der Nacht leuchtet. I„Unser Gott ließ unsere Augen aufleuchten“ (vgl. Esr 9,8), sagt der Priester Esra. Unser Gott erleuchtet. Er erleuchtet unseren Blick, er erleuchtet unsere Lust darauf, etwas mit unsrem Leben anzufangen - immer mit dem Licht des Herrn. 

 

„Wir leuchten, wenn wir Jesus annehmen und lernen, so zu lieben wie er“

Aber ich möchte euch gerne sagen: Wir werden nicht strahlend, wenn wir uns ins Rampenlicht stellen. Das macht nicht leuchtend. Wir leuchten nicht, wenn wir ein perfektes Bild abgeben..., nein, selbst wenn wir uns stark und erfolgreich fühlen. Stark, erfolgreich - aber nicht leuchtend! Wir leuchten, wenn wir Jesus annehmen und lernen, so zu lieben wie er. Lieben wie Jesus - das bringt uns zum Leuchten. Das bringt uns dazu, Werke der Liebe zu tun. Täusche dich nicht, liebe Freundin, lieber Freund: Du wirst an dem Tag Licht sein, an dem du Werke der Liebe tust. Wenn du aber stattdessen ... nur an dich selbst denkst, wie ein Egoist, dann geht das Licht aus. 

 

„Auf Jesus hören - das ist das ganze Geheimnis“

Das zweite Verb ist zuhören. Auf dem Berg überschattet eine leuchtende Wolke die Jünger, und was sagt die Stimme aus dieser Wolke? »Auf ihn sollt ihr hören« (Mt 17,5)... Das ist alles: Alles, was es im Leben zu tun gibt, steckt in dieser Aufforderung: Hört auf ihn. Auf Jesus hören - das ist das ganze Geheimnis. Darauf hören, was Jesus dir sagt... Schlag das Evangelium auf und lies, was Jesus sagt und was er in deinem Herzen sagt. Weil er für uns Worte ewigen Lebens hat; weil er offenbart, dass Gott der Vater und Liebe ist. Er lehrt uns den Weg der Liebe - hör auf Jesus! Sonst gehen wir bei allem guten Willen nur Wege, die Wege der Liebe scheinen, aber in Wirklichkeit als Liebe verkleideter Egoismus sind. Vorsicht vor dem Egoismus, der sich als Liebe verkleidet! Hör auf ihn (Jesus), denn er wird dir sagen, was der Weg der Liebe ist. Hör auf ihn!

Leuchten - das ist das erste Wort. Seid Leuchtende! Zuhören, um auf dem Weg nicht in die Irre zu gehen. Und schließlich das dritte Wort: sich nicht fürchten. Fürchtet euch nicht! Ein Wort, das in der Bibel immer von neuem wiederholt wird, auch in den Evangelien: Fürchtet euch nicht. Das waren die letzten Worte, die Jesus in diesem Moment der Verklärung auf dem Berg zu seinen Jüngern sagte. Fürchtet euch nicht! 

 

„Fürchtet euch nicht!“

Zu euch, junge Menschen, die ihr diese Freude erlebt habt...; zu euch, die ihr große Träume hegt, die aber von der Angst getrübt werden, sie nicht verwirklicht zu sehen; zu euch, die ihr manchmal denkt, dass ihr es nicht schafft (manchmal überkommt uns ja ein wenig Pessimismus); zu euch, junge Menschen, die ihr in diesen Zeiten versucht seid, euch entmutigen zu lassen, euch für unzulänglich zu halten oder euren Schmerz zu verbergen, indem ihr ihn mit einem Lächeln überspielt; zu euch, junge Menschen, die ihr die Welt verändern wollt ... und für Gerechtigkeit und Frieden kämpft; zu euch, junge Menschen, die ihr euch anstrengt und Phantasie aufbringt, aber den Eindruck habt, dass dies nicht genügt; zu euch, junge Menschen, die die Kirche und die Welt brauchen...; zu euch, junge Menschen, die ihr die Gegenwart und die Zukunft seid; ja, eben zu euch, liebe junge Menschen, wird heute gesagt: „Fürchtet euch nicht!“. Fürchtet euch nicht.

Möge jetzt jeder in einem kleinen Moment des Schweigens für sich selbst, in seinem Herzen, diese Worte wiederholen: Fürchtet euch nicht.

 

„Jesus selbst schaut uns jetzt an“

Liebe Jugendliche und junge Erwachsene, ich würde gern jedem von euch in die Augen schauen und ihm sagen: Fürchte dich nicht! ... Aber ich sage euch etwas viel Schöneres: Gar nicht mehr ich, sondern Jesus selbst schaut euch an in diesem Moment. Er sieht uns an. Er kennt euch, er kennt das Herz eines jeden von euch, er kennt das Leben eines jeden von euch, die Freuden und Leiden, die Erfolge und das Scheitern, er kennt euer Herz... Er sagt euch heute hier in Lissabon, auf diesem Weltjugendtag: Habt keine Angst, habt keine Angst! Vorwärts, habt keine Angst


Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern.